Wenn Menschen von "ihrem Perfektionismus" sprechen, klingt das oft weniger selbstbewusst als angespannt. Als wären sie nicht nur voller Motivation und Tatendrang, sondern auch Getriebene, die sich selbst unnachgiebig und ohne jede Selbstfürsorge an der Kandarre halten.
Darüber hinaus scheinen sie auch nicht zufrieden mit den erreichten Ergebnissen zu sein. Entweder wird die eigene hohe Erwartung nicht erfüllt. Oder aber der Erfolg ist so selbstverständlich, dass man ihn sofort vergisst und gleich weiter zur nächsten Aufgabe hastet.
Als mir bewusst wurde, dass mich 100%-Erwartungen eher blockieren (bloß keinen Fehler machen!) als motivieren, fing ich an, statt Perfektion lieber QUALITÄT zu denken. Das hat für mich viel verändert:
Qualität erscheint, je nach Aufgabe und Kontext, in immer neuer Gestalt. Sie lässt sich in Details bescheiben und weiter entwickeln. Mit ihr wachsen auch meine Fähigkeiten und Erfahrungen nach und nach. Ich darf ausprobieren, verwerfen, neugestalten, meinem roten Faden folgen, das Feedback für mich wichtiger Menschen annehmen und daraus meine eigenen Entscheidungen ableiten.
Es geht nicht um den großen, alles besiegelnden Wurf, die Siegerpose. Das kann sich durchaus auch ein bisschen gefährlich anfühlen. Denn im Prozess erlebe und zeige ich mich fehlbar, versehrbar und auch mal auf dem völlig falschen Fuß. Unperfekt eben.
John Wooden empfahl Leistungssportlern: »Du musst dich jeden Tag anstrengen, um ein bisschen besser zu werden. Wenn du dich jeden Tag anstrengst, um ein bisschen besser zu werden, wirst du über einen längeren Zeitraum viel besser.«
Diese Maxime übernahm Valorie Kondos Field von ihrem Lieblingscoach und entwickelte daraus für ihre UCLA Turnmannschaft die tägliche "1% besser"-Praxis:
„Every day at the beginning of training we discuss the plan for the day and then discuss what 1 percent better will look like for them as individuals and as a team. Imagine an athlete one day getting 1 percent better in technique, form, and mental discipline. Then getting better in technique, form, and mental discipline the next day. And the next day. Wow! The compounding effect of such incremental improvement would reach near-superhero status, but it is also absolutely achievable.“
Hierbei hilft es, sich zwischendurch selbst dabei zu beobachten, inwieweit die eigene Herangehensweise an berufliche wie private Projekte und Aufgaben eher festgefahrenen (fixed mindset) oder wachstumsorientierten (growth mindset) Hintergedanken folgt:
STATT FESTGEFAHREN...
... LIEBER WACHSTUMSORIENTIERT
Und: Die Mischung macht's. Reine Wachstumsorientierung gipfelt auch wieder nur in maßloser (Selbst)Überforderung. Viel spannender ist es doch zu erkennen, wann ich zu welchen Mitteln greife - und warum.
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